Die Binghöhle in Streitberg

 

 

 

 

 

Bei Ihrer Höhlentour sind folgende wichtige Punkte zu beachten:

 

ØØ Bitte berühren Sie keine Tropfsteine.

 

Ø Passen Sie bitte immer auf, da durch niedrige Deckenhöhen ein erhöhtes Verletzungsrisiko am Kopf besteht, v.a. wenn Sie fotografieren.

 

Ø Der teilweise sehr enge Gang kann klaustrophobische Ängste auslösen - bei Bedenken sprechen Sie bitte uns an.

 

Ø Die Höhlentemperatur beträgt ganzjährig 9°C bei einer Luftfeuchtigkeit von ca. 95%. Bitte, ziehen Sie sich etwas warme Kleidung über.

 

Vielen Dank!

 

 

 

Tafel 1- Die Binghöhle bei Streitberg

 

Der unscheinbare Gang der Höhle wurde im Jahr 1905 durch den Nürnberger Industriellen und Kommerzienrat Ignaz Bing - er war damals der weltgrößte Spielzeughersteller - ausgegraben und auf eine Länge von 30 m erweitert. Bei den Grabungen fanden sich zahlreiche vorgeschichtliche und paläontologische Funde. Noch im gleichen Jahr gelang die Entdeckung und Erschließung weitere umfangreicher Höhlenteile. Heute hat die Binghöhle zusammen mit dem 1938 geschaffenen Ausgang eine Länge von ca. 270 m. Als einzige fränkische Schauhöhle liegt die Binghöhle in gebankten Kalken (Werkkalk). Die Höhle verläuft, bedingt durch die Anlage an Schichtfugen, weitgehend horizontal. Sie gilt als seltenes Beispiel für eine heute trockenliegende ehemalige Flusshöhle. Im Laufe der Zeit fiel die Binghöhle durch die Absenkung des Grundwasserspiegels trocken. Nachfolgend prägten die Ablagerung von Sedimenten und die Bildung von Tropfsteinen das heutige Erscheinungsbild.

 

 

 

 

Tafel 2 - Fließfacetten

 

In der Binghöhle finden sich an mehreren Stellen sogenannte Fließfacetten. Es handelt sich hierbei um muschelartige Vertiefungen an den Wänden. Diese entstehen durch Turbulenz-Wirbel im schnell fließenden Wasser. sie beweisen somit, dass hier vor langer Zeit ein Höhlenfluss strömte. Im Querschnitt zeigen die Fließfacetten ein langgezogenes asymmetrisches Profil. Das flache Ende weist in die Ursprüngliche Strömungsrichtung des Flusses. Die Größe der Fließfacetten hängt von der Fließgeschwindigkeit ab: Je schneller das Wasser fließt, desto kleiner werden die Facetten. Versuchen Sie doch einmal, die Fließfacetten in der Binghöhle zu finden und dann die Fließgeschwindigkeit und - richtung zu bestimmen.

 

 

 

Tafel 3 - Höhlenkrebs Bathynella

 

Bathynella ist ein seltener Grundwasserkrebs, der zu Tausenden in einem Wasserbecken der Binghöhle lebt. Diese Tiere gelten als lebende Fossilien, da sie ihr Aussehen in den letzten 350 Mio. Jahren kaum verändert haben. Obwohl diese Tiere nur eine Größe von 1mm erreichen, gehören sie zu den höheren Krebsen und sind mit Hummer und Flusskrebs näher verwandt als mit Wasserflöhen. In der Höhle hat Bathynella seine Augen und Farbpigmente verloren. Durch diese perfekte Anpassung an das Höhlenleben ist eine Existenz dieser Tiere an der Erdoberfläche nicht mehr möglich - sie kann man deshalb auch als echte Höhlentiere bezeichnen. Leider kann man sie im Wasser nicht erkennen.

 

 

 

Tafel 4 - Tropfsteingalerie

 

Diesen Gang lies Ignaz Bing nach unten erweitern. Besonders interessant ist hier gleich am Anfang ein sehr schöner kristalliner Tropfstein, der durchscheinend ist. Bemerkenswert sind auch die Wasserstandsmarken, die wie dicke Wülste um die Stalakmiten liegen. Das zeigt, dass dieser Teil der Höhle noch unter Wasser stand, als die Tropfsteine bereits vorhanden waren. Hier handelte es sich allerdings um stehendes Gewässer, das mit dem Höhlenfluss nichts mehr zu tun hatte.

 

 

 

Tafel 5 - Altar

 

Nach einer grandiosen Tropfsteinformation, die an einen Altar erinnert, weitet sich der Gang für wenige Meter bis zu einer kleinen Treppe. In der Mitte des Tunnels - bitte den Kopf einziehen - kommen Sie an einer Öffnung in der Decke vorbei, "Konrads Schlupfloch". Das ist der Rest des natürlichen Durchgangs zum zweiten Teil der Höhle. Da  kein Erwachsener durch diese Engstelle kam, kroch der 13-jährige Konrad Ende Oktober 1905 durch diesen Spalt ins Ungewisse. Damit betrat der Junge als erster Mensch den zweiten, schöneren Teil der Höhle. Er folgte dem Gang auf eine Länge von 150 m, wofür er annähernd eine Stunde brauchte. Auf Grund seiner begeisterten Berichte lies Ignaz Bing den Durchschlupf erweitern. Noch 1905 wurde die Höhle als Schauhöhle erschlossen und 1907 auf Grund des hohen Besucherandrangs bereits elektrisch beleuchtet.

 

 

 

Tafel 6 - Riesensäule und Kellermanngrotte

 

Tropfsteine bestehen aus Kalk und entstehen durch die Ausfällung von kristallinem Kalk beim Austreten des Sickerwassers aus ganz feinen Spalten im Gestein. Man unterscheidet Stalaktiten, die von oben nach unten wachsen und Stalagmiten, die sich von unten nach oben bilden. Die kleinen Kalk- oder Sinterröhrchen an der Decke werden auch als Makkaroni bezeichnet. Die Wachstumsrate unserer Tropfsteine beträgt momentan ca. 1/4 Millimeter pro Jahr. Daraus kann allerdings nicht das Alter der Tropfsteine berechnet werden, da die Wachstumsgeschwindigkeit von vielen Faktoren abhängig ist  (Klima, Wassermenge, Standort des Tropfsteins uvm.) und über die Jahrtausende sehr stark schwankt. Unser Wahrzeichen, die Riesensäule ist der größte Tropfstein in der Höhle mit einer Höhe von über 2 m. Ihr Alter wird auf max. 150.000 Jahre geschätzt.

 

Dr. Kellermann war ein sehr guter Freund von Ignaz Bing, kam aus Nürnberg und war Lehrer von Beruf. Er schrieb 1905 die erste Abhandlung über die Höhle.

 

 

 

Tafel 7 - Kerzensaal

 

Der Kerzensaal ist der größten Raum der Binghöhle mit einer Deckenhöhe von 9 m und weißen, sehr empfindlichen Tropfsteine, sog. Palmenstämme. Diese Stalagnate oder Säulen bestehen aus reinem kristallinen Kalk und sind eine Besonderheit der Binghöhle

 

 

 

Tafel 8 - Venusgrotte

 

Der Eingang zur Venusgrotte befindet sich ziemlich in der Mitte der Höhle und liegt ca. 30 m unter der Erde und ist damit die tiefste Stelle der Höhle. Die korallenähnlichen Kalkkristalle auf der rechten Seite werden auch als "Blumenkohl" bezeichnet. Es handelt sich hierbei um Tropfsteine, die nur unter Wasser entstehen und wachsen können.

 

In der Venusgrotte kommen wir an gestürzten Säulen vorüber, die wahrscheinlich während der letzten Eiszeit aufgefroren sind. Es wird vermutet, dass die gesamte Höhle am Ende der letzten Eiszeit mit Eis verfüllt war.

 

In den Katakomben, dem anschließenden Gang, fällt besonders auf, dass die Binghöhle in den Werkkalk eingelagert ist. Die Mächtigkeit der Schichtung ist hier besonders beeindruckend.

 

 

 

Tafel 9 - Olgagrotte

 

Dieser schöne Teil der Höhle wurde nach Bings Nichte Olga benannt. Sie war eine höhlenbegeisterte junge Dame, die Ignaz Bing bei seinen Forschungsarbeiten sehr unterstützte. Außerdem war sie die erste Höhlenführerin in der Binghöhle.

 

 

 

Tafel 10 - Fantasiegrotte (davor die Nixengrotte mit dem roten Vorhang)

 

Zwischen der Olgagrotte und der Fantasiegrotte befindet sich die Nixengrotte. Hier finden Sie die Spuren des fossilen Höhlenflusses in Form von schüsselähnlichen Fließfacetten, an denen man sehr gut die Fließrichtung erkennen kann - entgegengesetzt der heutigen Laufrichtung. Der beleuchtete „Rote Vorhang“ am Ende ist nur ca.1 mm dick und dadurch extrem empfindlich. Seine schöne rote Färbung entsteht durch Eisenpartikelchen. An dieser Stelle musste auch der 13-jährige Konrad 1905 umkehren, da die restliche Höhle größtenteils unter Wasser stand.

 

In der Fantasiegrotte kommen Sie dann an einem Igel, einer Harfe und einem Elefanten vorbei. Vorsicht, der Weg ist etwas glitschig und die Decke sehr niedrig ist.

 

 

 

Tafel 11 - Kristallgrotte

 

 In dem kleinen Höhlensee unterhalb der Gedenktafel an den Besuch von Prinz Ludwig 1908 lebt der bereits beschriebene Höhlenkrebs Bathynella.

 

Die Kristallgrotte mit den drei Zinnen, dem größten Stalaktit und einer Wachstumsmarke aus dem Jahre 1905 ist ein Highlight dieser Tour. Sie war das Ende der ursprünglichen Höhle, so dass alle Besucher dort umdrehten, um wieder zum Eingang zurück zu gehen – teilweise mit beträchtlichem Gedränge. Im April 1938 wurde nach dreijähriger, größtenteils ehrenamtlicher Arbeit durch die Streitberger Bürger ein 32 m langer Ausgang fertig gestellt, wobei nochmals eine kleine natürliche Höhle gefunden wurde, die sog. "Neuen Räume". Seit dem geht man durch den Berg durch und verlässt die Höhle oberhalb des Schauertals.

 

Am schönsten können Sie durch die Wedenbachklamm nach Streitberg zurück laufen – halten Sie sich nach dem Höhlenausgang links und folgen Sie der Beschilderung. Achten Sie vor allem auf die wasserfallartigen Sinter-Terrassen und Feuersalamander, die auf dem Weg zu finden sind.

 

 

 

Wir bedanken uns für Ihren Besuch und hoffen, dass Ihnen dieser Ausflug in die Welt unter der Erde gefallen hat und Sie die Binghöhle in guter Erinnerung behalten.

 

 

 

Ihr Binghöhlen-Team